Kinder auf der Suche nach Bewegungserfahrungen

Für Kinder ist Bewegung vor allem Ausdruck ihrer Lebensfreude, gleichzeitig aber auch eine Quelle vielfältiger Erkenntnisse. Besonders in den ersten Lebensjahren ist Bewegung ein wichtiges Erfahrungsmittel, von dem es abhängt, in welcher Weise das Kind Eindrücke aus seiner Umwelt aufnimmt und verarbeitet.

Bewegung ist wichtige Erfahrungsquelle für Kinder

Lernen im frühen Kindesalter ist in erster Linie Lernen über Wahrnehmung und Bewegung und das Sammeln von Erfahrungen über Ihre Umwelt.
In den ersten Lebensjahren ist das Denken noch an das Handeln gebunden. Das Lösen von Problemen erfolgt weitgehend durch den praktischen Umgang mit den Dingen und Gegenständen, durch das Ausprobieren, Nachahmen und Erkunden. Erst mit zunehmendem Alter verlagert es sich mehr und mehr auf die Vorstellungsebene.

Durch Bewegung machen Kinder Erfahrungen über sich selbst, sie lernen ihre Fähigkeiten kennen, lernen sich einzuschätzen und entwickeln so die Voraussetzungen für Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Sie lernen aber auch, mit anderen umzugehen, deren körperliche Fähigkeiten zu akzeptieren, sich darauf einzustellen.

Kinder in Bewegung machen vor allem auch Erfahrungen über die Dinge und Gegenstände, mit denen und an denen sie sich bewegen. Indem sie mit ihnen umgehen, sie erproben, lernen sie deren besondere Eigenschaften kennen: dass ein Ball rollt, das Fahrrad fährt, ein Luftballon fliegt oder wie auf einer Wippe das Gleichgewicht ausbalanciert werden muss.
Bewegungsspiele fördern daher nicht nur die Bewegungsentwicklung unserer Kinder, sie regen auch ihre Denkentwicklung an. Begreifen und Erfassen ist abhängig vom Greifen und Fassen. Begriffe, die den Eltern selbstverständlich erscheinen, müssen vom Kind erst durch konkrete Handlungen gebildet werden.

Ein gutes Beispiel: Gleichgewichtserfahrung bei Kindern

Was Gleichgewicht bedeutet, kann das Kind nur verstehen, wenn es in verschieden Situationen mit dem Gleichgewicht experimentiert. Über schmale Mauern balancieren, auf einem wackeligen Brett zu stehen versuchen oder erste Erfahrungen mit Laufrad, Roller oder Kinderfahrrad sammeln. Das alles gibt Kindern Gelegenheit, selber Erfahrungen zu machen und gleichzeitig die Gesetzmäßigkeiten der Dinge kennen zu lernen.
Erwachsene oder Eltern, die das Kind bei dieser Erfahrungssuche behindern, indem sie vorschnell eingreifen, belehren oder sogar das Balancieren (wenn es nicht wirklich gefährlich ist) verbieten, verhindern nicht nur wichtige Bewegungserfahrungen, sondern schränken das Kind auch im Aufbau seiner Begriffswelt und in seiner Denkentwicklung ein.
Nicht durch die Vorstellung und auch nicht durch die Belehrung lernt das Kind die Welt kennen, sondern nur durch die eigene Tätigkeit und das eigene Tun.


Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter: Die Sinne der Kinder anregen