Das haben wir nun davon: Für viele Kinder hat die eigenständige Mobilität in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Mami und Papi bringen ihre Kinder vermehrt mit dem Auto zur Schule und das Kinderfahrrad verkommt zum gelegentlichen Spielgerät. Immer seltener sieht man Kinderfahrräder, die als selbstverständliche Fortbewegungsmittel im Alltag genutzt werden – alles aus Sorge und Angst vor den Unfallgefahren im Straßenverkehr. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie verdeutlichen, dass diese Entwicklung höchst bedenklich ist.
Psychomotorische Schwächen bei Grundschulkindern nehmen zu
Die jetzt veröffentlichte Motorik-Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zeigt, dass die motorischen Fähig- und Fertigkeiten von Kindern im Grundschulalter sich zum Teil dramatisch verschlechtert haben. Sichtbar wurden diese zunehmenden Defizite durch Befragungen und Beobachtungen während der Fahrradausbildung, die nahezu an allen Grundschulen in der 3. oder 4. Klasse absolviert wird. Die aktuellen Ergebnisse wurden mit Befragungen aus dem Jahr 1997 verglichen.
Bewegungsarmut und die Unsicherheiten im Straßenverkehr
In der Studie wird deutlich, dass vor allem Stadtkinder, Mädchen mit Migrationshintergrund, übergewichtige und überbehütete Kinder zunehmend Probleme haben, den motorischen Anforderungen des sicheren und selbstbewußten Radfahrens gerecht zu werden. Insbesondere übergewichtige Kinder und Kinder, die den größten Teil ihrer Freizeit vor Computer oder Fernseher verbringen, fehlt die nötige Fahrradpraxis. Die resultierenden Unsicherheiten auf dem Kinderfahrrad führen dazu, dass das Kinderrad weiter gemieden wird – ein gefährlicher Teufelskreis entsteht. Denn nur regelmäßiges und damit sicheres Radfahren ermöglicht auch später eine selbstbewußte und sichere Teilnahme am Straßenverkehr.
Liebe Eltern und Lehrer: Bewegungsdefizite ernst nehmen und raus auf’s Fahrrad!
Keine Frage: Kinder brauchen viel Bewegung, viel mehr, als es der normale (Schul-)Alltag hierzulande zulässt. Umso mehr sind alle Lehrer und Eltern aufgerufen, den Kindern das Maximum an Raum und Zeit zu bieten, sich kindgerecht zu bewegen und ihre Mobilität zu fördern.
Größere Familien-Radtouren an Wochenenden und in den Ferien können ungemein helfen, die Sicherheit und die Selbstverständlichkeit beim Radfahren für die Kinder zu verbessern.
Die Unfallforscher des GDV machen folgende Vorschläge, um die Situation zu verbessern:
- Gezielte und aktive Bewegungsförderung zu Hause, in der Schule und im Sportverein.
- Grundschulen müssen Raum und Zeit bieten, Mobilitätsdefizite von Kindern zu erkennen und auszugleichen.
- Eltern sollten ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen, sondern zu Fuß.
- Während der Fahrradausbildung sollte es genug Zeit für Einzelförderung und Nachschulungen geben.
- Für den sicheren Schulweg mit dem Fahrrad ab der Klasse 5 sollten Schulwegpläne erstellt und ernst genommen werden.
Download der Studienergebnisse „Psychomotorische Defizite von Kindern im Grundschulalter und ihre Auswirkungen auf die Radfahrausbildung“ vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) / Unfallforschung der Versicherer (UDV) – Vielen Dank für die Genehmigung der Veröffentlichung und Verwendung des Fotos.
Quelle und weitere Informationen:
http://www.udv.de/verkehrsverhalten-und-paedagogik/jugendverkehrsschule/motorik-studie/