Schlagwort-Archive: Fahrradfreundliche-Städte

Fahrräder sind keine optische Belästigung!

Öffentliche Fahrrad-AbstellplätzeWer häufig mit dem Fahrrad seine Einkäufe erledigt, kennt das: Wohin mit dem Rad, wenn keine ausgewiesenen Stellplätze vorhanden sind? Darf ich das Fahrrad am nächstgelegenen Laternenpfahl in der Fußgängerzone befestigen? Was machen Eltern, die wohlmöglich auch noch Kinderfahrrad oder Fahrradanhänger sichern müssen? Wir können nun aufatmen, denn vor wenigen Tagen hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg uns den Rücken gestärkt, vorausgesetzt wir halten uns an ein paar Regeln …

Im verhandelten Fall hatte sich ein Fahrradbesitzer aus Göttingen dagegen gewehrt, dass die Stadt am Bahnhofsvorplatz das Schloss seines Fahrrades aufgebrochen und das Rad entfernt hatte. Auch die Rechnung von der Stadt, für die durch das Entfernen des Rades entstandenen Kosten, wollte der Betroffene verständlicherweise nicht begleichen.  Die Stadt hatte vor allem mit einer Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit argumentiert. Das OVG Lüneburg hat nun Klartext gesprochen.

Fahrrad-Parken auf Gehwegen und Plätzen (und damit auch in Fußgängerzonen!) ist grundsätzlich erlaubt.  Städte und Kommunen dürfen Fahrräder nicht einfach entfernen. Eine optische Belästigung ist kein ausreichender Grund, um abgestellte Fahrräder amtlich abtransportieren zu lassen. Damit wurde das Urteil des Verwaltungsgerichts Göttingen (1 A 274/05) aus dem April 2008 bestätigt.

Nehmen Sie sich den Platz, den Sie benötigen (ohne andere zu behindern)!

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt dieses Urteil: „Das Abstellen von Fahrrädern auf öffentlichen Flächen für den Fußgängerverkehr ist nach dem Straßenverkehrsrecht grundsätzlich erlaubt und stellt einen zulässigen Gemeingebrauch dar,“ so ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn.

Das Gericht stellte klar, dass nur ein behinderndes oder belästigendes Fahrradparken das Entfernen von Fahrrädern gerechtfertigt hätte. Huhn: „Das Straßenverkehrsrecht dient der Sicherheit und Ordnung des Verkehrs und nicht der Verschönerung des Stadtbilds.“ Dass der Besitzer sein Rad zwischen zwei Bänken abgestellt und an der Armlehne einer Bank angeschlossen hatte, habe niemanden nachhaltig beeinträchtigt, führten die Richter aus (OVG Lüneburg, 11 LA 172/08).

Quelle: Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Bundesverband e.V. / 11 LA 172/08 OVG Lüneburg – Beschluss vom 12.03.2009 / Vorinstanz 1 A 274/05 VG Göttingen – Urteil vom 01.04.2008 / am 20.03.2009
Foto: Göttingen Hbf, Quelle: Deutsche Bahn AG / Bilddatenbank

„Call a Kinderfahrrad“ bei der Deutschen Bahn AG?

Mietfahrräder bei der BahnBei der angekündigten Ausweitung des Call a Bike-Services der Deutschen Bahn AG bleiben Familien und Kinder leider weiter unberücksichtigt. Auf Nachfrage des kinderfahrrad_blog sind Kinderfahrräder, Fahrradanhänger oder Kinderfahrradsitze auch in Zukunft nicht geplant. Schade eigentlich. Wir denken, dass insbesondere junge Familien innerstädtisch häufig ein Mobilitätsproblem haben und deshalb eine geeignete Zielgruppe wären. Aber vielleicht braucht die Bahn für diese Erkenntnis eben einfach ein wenig länger, das wäre im Bereich der Angebote für das fahrradfahrende Klientel schließlich nicht das erste mal.

Nichtsdestotrotz wollen wir die tatsächliche Ausweitung des Angebots an Mietfahrrädern an Bahnhöfen durch die Deutsche Bahn durchaus würdigen. Seit nunmehr einer Woche und damit pünktlich zum Frühlingsanfang können die silber-roten Fahrräder bei der DB-Tocher DB Rent in Berlin, Frankfurt(Main), München, Köln, Stuttgart, Karlsruhe und jetzt auch in Hamburg gemietet werden.

Hamburg ist somit Auftakt einer bundesweiten Erweiterung des Angebotes auf 100 ICE-Bahnhöfe. Je nach Größe des Bahnhofs stehen dann 5 bis 20 Fahrräder an speziellen Abstellstationen zur Vermietung bereit. Deutschlandweit sollen am Ende rund weitere 1000 Mieträder zur Verfügung stehen. „Das Call a Bike-System ist eine unkomplizierte Möglichkeit der Anschlussmobilität. Die Mieträder sind auf den letzten Metern der Reise eine gute Alternative“, erklärt Rolf Lübke, Geschäftsführer der DB-Tochter DB Rent GmbH. Im Laufe des Sommers werden die Mieträder auch in Hannover, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Halle (Saale) sowie Bonn zu finden sein. Bis 2009 soll die Erweiterung abgeschlossen sein.

Call a Bike kostet im Normaltarif 8 Cent pro Minute Entleihzeit (für BahnCard-Kunden 6 Cent), höchstens aber eine Zeitgebühr von 15,00 EUR pro Tag (24 Std.). Nach 24 Std. gilt wieder die Zeitgebühr von 8 Cent (6 Cent) pro Minute. Berechnet wird immer der Zeitraum zwischen dem Ausleih- und dem Rückgabeanruf. In Stuttgart (Call a Bike „fix“) sind die ersten 30 Minuten einer jeden Fahrt kostenfrei. Mietet man das CallBike für mehrere Tage (z. B. eine ganze Woche) wird automatisch ab dem 4. bis einschließlich dem 7. Tag eine Pauschale von nur 60,00 EUR berechnet.

Vielfahrer profitieren in Zukunft von der neuen Jahres-Preispauschale in Höhe von 99 Euro. Sie umfasst die Nutzung eines CallBikes jeweils für die ersten 30 Minuten einer Fahrt ohne zusätzliche Kosten in der gesamten Saison. Nach Ablauf der ersten 30 Minuten gilt der normale Preis von 6 bzw. 8 Cent je Minute. Inhaber einer BahnCard 50 zahlen für die Preispauschale 50 Euro, BahnCard 25-Besitzer 75 Euro.

Mit dem Saisonstart wurde das Angebot auch in anderen Call a Bike-Städten verbessert: In Frankfurt kommen in diesem Jahr 1.000 fabrikneue Räder zum Einsatz. Die Fahrradflotte wächst somit auf rund 6.000 Räder. Darüber hinaus wurde das Ausleihgebiet in Frankfurt(Main) und Karlsruhe erweitert. In Stuttgart gibt es 12 zusätzliche Abstellstationen.

Das Call a Bike-System verzeichnet über Jahre ansteigende Nutzerzahlen, allein in der Saison 2007 konnten über 50 Prozent neue Kunden gewonnen werden. Die Zahl der aktiven Kunden stieg von 45.000 auf rund 68.000. Überwiegend ist es die Gruppe der 18-35 Jährigen, die das Call a Bike Angebot der Deutschen Bahn nutzen. Hoffentlich zählen irgendwann auch ganze Familien zu der Nutzergruppe. Je früher desto besser …!

Alle notwendigen Infos unter www.callabike.de

Kinderfreundliche Stadt- und Verkehrsplanung

Kinderfreundliche Verkehrs- und StadtplanungJunge Eltern kennen das Gefühl: Wer mit Kind und Kinderfahrrad oder Fahrradanhänger auf städtischen Straßen unterwegs ist, hat wenig Zeit zur Entspannung. Vielleicht gibt es nun Anlass zur Hoffnung: Niedrige Geburtenzahlen und drohende Überalterung sorgen dafür, dass immer mehr Städte auf eine kinder- und familienfreundliche Entwicklung setzen. Beim Werben um die Zielgruppe der Familien stehen die Kommunen im Wettbewerb untereinander. Für junge Familien und Fachkräfte ist Familienfreundlichkeit zum Standortfaktor geworden. Doch wie sieht eine für Familien und Kinder attraktive Stadt aus?
In einem Seminar vom 25. -26.02.2008 in Berlin geht es genau um diese Frage.

Kinder auf die Straße

Die Themen einer familien- und kinderfreundlichen Stadtplanung gehen weit über die Versorgung mit Kindergartenplätzen und die klassische Familien- und Bildungspolitik hinaus. Die täglichen Wege von Familien und Kindern und die Verhältnisse auf den Straßen und im Wohnumfeld sind stets auch die Resultate von Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. In vielen Familien bestimmt das Begleiten („Mama-Taxi“) den Tagesablauf und erschwert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Immer häufiger behüten und bewahren Erwachsene die Kinder aus Angst vor Verkehr und Übergriffen. Viele Kinder lernen keinen Zugang zum ÖPNV, weil es keine geeigneten Angebote und Informationsquellen gibt, und die Fahrpreise in Relation zum Taschengeld zu hoch sind.

Anhand von Praxisbeispielen und wissenschaftlichen Studien wird das Seminar folgende Themen vertiefen:

  • Wie sieht eine kinderfreundliche Stadt aus? Welche Effekte hat die Kinderfreundlichkeit auf die Entwicklungsperspektiven einer Stadt und auf die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern? Welche Erfolge haben Kommunen, die „kinderfreundlich“ werden wollen, mit ihren Leitbildern und Maßnahmen? Wie profitieren andere Zielgruppen wie Senioren von den Elementen einer kinder- und familienfreundlichen Stadt?
  • Wie können städtische Räume aussehen, die Kindern Bewegung, Spiel und Mobilität erlauben, zum selbständig Rad fahren und zur Nutzung von Bus und Bahn einladen, ohne Eltern durch Angst und Aufsicht zu überfordern? Wie können Wohnumfeld und Verkehrsanlagen, Straßen und Plätze gestaltet und betrieben werden, damit auch Kinder auf ihnen Platz haben? Wie sehen familien- und kinderfreundliche Dienstleistungen, Tarife und Verkehrsangebote aus?
  • Was kann die Stadt- und Verkehrsplanung dazu beitragen, Eltern von „Mama-Taxi“ und Betreuungsdiensten zu entlasten, Kindern im Wohnumfeld und im Verkehr Orientierung und Selbständigkeit zu vermitteln? Wie müssen Straßen und öffentliche Räume angelegt werden, damit diese zu Fuß, mit Kinderfahrzeugen, Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln sicher nutzbar sind?
  • Welchen Beitrag können Öffentlichkeit, Polizei, Verbände, Schulen, Kindergärten und Verkehrsbetriebe leisten, um Verhaltensweisen von Eltern und Kindern zu beeinflussen und Planer und Entscheidungsträger zu erreichen?
Veranstaltungsort: Ernst-Reuter-Haus | Straße des 17. Juni 112 | 10623 Berlin
Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik | www.difu.de
Ansprechpartnerin: Cathrin Kameni | E-Mail: kameni@difu.de
Leitung: Dipl.-Volkswirt T. Bracher und Dipl.-Ing. A. Koerdt
Zielgruppe: Führungs- und Fachpersonal aus den Bereichen Stadtentwicklung, Verkehr und Erziehung und für Ratsmitglieder

Auch Kinderfahrräder beleben die Innenstädte

fahrrad-city-marketingDas Fahrrad ist ein ausgezeichnetes und effektives Instrument, um die Attraktivität der Innenstädte nachhaltig zu verbessern. Egal ob Familien mit Kinderfahrrad und Fahrradanhänger oder der zur Arbeit fahrende Berufstätige – die radfahrende Klientel belebt die City ungemein. Doch leider ist der innerstädtische Radverkehr vergleichsweise wenig entwickelt und das enorme Potenzial für eine klimafreundliche Mobilität liegt brach.

Diesem Irrweg möchte die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) ein Ende bereiten. Mit ihrem Projekt „City-Marketing Fahrrad“ und der Veröffentlichung einer 40-seitigen Broschüre (hier als Inhaltsverzeichnis) sollen konkrete Beispiele aufgezeigt werden, wie effektiv und erfolgreich Fahrräder in den Innenstädten eingesetzt werden können. Die vorgestellten Beispiele regen zum Nachahmen an und in vielen Fällen ist eine individuelle Abwandlung auf die eigene Situation vor Ort möglich.

Die Initiative „City-Marketing Fahrrad“ wird durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplanes gefördert.

Wer an weiteren Informationen zum Thema interessiert ist, kann sich an Frau Dr.-Ing. Iris Utzmann von der Agentur P3 wenden (Tel.: 0221-20894-0 / info@p3-agentur.de). Auch Fachvorträge sind vorgesehen, bislang am 26.11.07 in Bielefeld und am 28.11.07 in Dieburg. Wir wünschen dem Unternehmen viel Erfolg.

Hier können Sie die Broschüre City-Marketing Fahrrad bestellen und hier gelangen Sie zur Pressemitteilung im Original.