Es kommt regelmäßig vor, dass bei uns Kinderfahrräder nachgefragt werden, die nicht den von uns im eigenen Ratgeber empfohlenen Kriterien entsprechen. Ein 20 Zoll Kinderfahrrad mit Federgabel und auch das 12 Zoll Fahrrad, welches mit Stützrädern ausgestattet und genutzt wird, entspricht ganz und gar nicht unseren Empfehlungen, wie man auf unseren Seiten nachlesen kann. Dennoch haben wir solche Kinderräder im Sortiment und verkaufen diese auch. Das müssen und wollen wir erkären.
Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind besonders im Online-Handel wichtige Eigenschaften der Beziehung zwischen Kunden und Shopbetreibern. Eine konsequente Sortimentsausrichtung, die sich an klar definierten Qualitätsmerkmalen orientiert, trägt zweifellos zur Vertrauensbildung beim Kunden bei. Andererseits leidet die Glaubwürdigkeit, wenn die Produktauswahl eher beliebig erscheint und keiner erkennbaren Produktphilosophie folgt. Im Kinderfahrradladen sind wir uns diesen Umständen bewusst und müssen und wollen damit leben.
Eine konsequente Sortimentsgestaltung ist aber nur ein Teilbereich einer überzeugenden Qualitätsstrategie, die den mündigen Verbraucher im Blick hat. Es gibt noch andere Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt und die Handlungsalternative einer konsequenten Auslistung vermeintlich nicht empfehlenswerter Kinderfahrräder ist nicht nur wenig überzeugend, sondern geht aus unserer Sicht auch am Ziel vorbei. Folgendes möchten wir klarstellen und zu bedenken geben:
1. Unsere Empfehlungen sind subjektiv und erheben keinen Anspruch auf Wahrhaftigkeit.
Will heißen: Wir haben immer wieder und nicht wenige Kunden, die aus fester Überzeugung und in klarer Absicht Kinderfahrräder im 20 Zoll Bereich mit Federgabel nachfragen und erwerben (… und tatsächlich auch nach Monaten noch sehr zufrieden damit sind …!). Auch wenn wir uns anfänglich in der Beratung noch sehr schwer damit taten: Wir werden keinen unserer Kunden aktiv missionieren und ihn vom vermeintlich „Besseren“ überzeugen, wenn er es gar nicht hören will.
Wenn der Kunde allerdings fragt und Beratungsbedarf signalisiert, dann ist das etwas anderes und wir beziehen Stellung und geben Ratschläge, wie wir es auch in unserem Online-Ratgeber versuchen.
Es gibt in diesem Zusammenhang noch andere Beispiele ( … Stützräder /… Bremsen an Laufrädern / … Gangschaltungen im 18 Zoll-Bereich etc.), die vernünftigerweise kritisch betrachtet werden müssen. Aus unserer Sicht sind diese Ausstattungsmerkmale noch weitaus problematischer, da hier auch sicherheitsrelevante Aspekte eine Rolle spielen und es nicht nur um die bloße (Nicht-)Funktionalität einer „coolen“ Federgabel geht. Doch auch hier haben wir die Erfahrung machen müssen, dass es Kunden gibt, die eine andere Wahrnehmung der Dinge haben und gerade aus diesen Gründen auf Stützräder oder Bremsen bestehen.
Es wäre vermessen, diesen Eltern am Telefon oder per eMail zu erklären, ihre Sichtweise sei veraltet oder zeuge davon, sich nicht „richtig“ mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben. Wir können und wollen hier nur Hinweise geben – die Entscheidung liegt beim mündigen Kunden und das werden wir respektieren (Bei manchen Eltern denken wir sogar manchmal, dass anfängliche Stützräder für ihre Kinder die besserere Alternative sind im Vergleich zu der Übervorsicht und Unsicherheit die sich von Mutter und Vater auf das Kind übertragen, wenn diese „ohne Hilfe“ loslegen sollen …).
2. Gute Kinderfahrräder gibt es kaum oder gar nicht – sie sind immer ein Kompromiss.
So oder ähnlich steht es immer wieder in Fach- und Testzeitschriften der letzten Jahre. Es gibt nicht wenige Gründe, um einen Großteil der Kinderfahrräder aus dem Sortiment zu verbannen: Toxische Inhaltsstoffe in zahlreichen Bauelementen, fahrlässige Verarbeitung tragender Bauteile oder Einsatz von nicht kindgerechten Standard-Baugruppen.
Wir haben in der Vergangenheit viele dieser Dinge mit den Herstellern besprochen und, wenn es untragbar wurde, auch Modelle aus dem Sortiment gestrichen. Und je nachdem wie hoch man die Latte hängt, müssten wir konsequenterweise auch das Puky Z2, eines der -aus unserer Sicht- in diesem Preissegment besten Einstiegsräder im 12 Zoll Bereich aus dem Sortiment nehmen, weil der Hersteller es nur mit Stützhilfe anbietet.
Wir haben uns anders entschieden: Wir sagen es dem Kunden, der es hören will und empfehlen ihm einen anderen Umgang. Parallel wirken wir auf den Hersteller ein, seine Produktion umzustellen. Puky hat vor zwei Jahren seine serienmäßige Auslieferung von Stützrädern bei den ZL-Modellen (16/18 Zoll) eingestellt … ich denke, auch wir als guter Kunde haben Einfluss auf diese Entscheidung gehabt.
Auch Winora und Scott haben wir unseren Unmut über die Vielzahl an Federgabel-Ausführungen zum Ausdruck gebracht. Mit unterschiedlichem Erfolg: Scott beruft sich auf sein Image als MTB-Spezialist und Winora argumentiert mit der hohen Nachfrage nach ebensolchen Kinderfahrrädern …?! Hier ist weiter Aufklärung nötig und daran hat unser Ratgeber Anteil, denken wir.
3. Nicht alle Wunschhersteller beliefern uns auch.
Es gibt einige Kinderfahrräder, die wir zweifellos gern in unserem Sortiment hätten. Sehr wahrscheinlich würden wir dann auch andere Modelle im Gegenzug aus dem Shop nehmen. Doch leider behalten sich nicht wenige Hersteller (noch immer) vor, ausschließlich reine stationäre Läden zu beliefern und uns als Mischform (Online und Offline) nicht. Wir können das in weiten Teilen nachvollziehen, da es viele schwarze Schafe online gibt und respektieren das – auf der anderen Seite bedauern wir das natürlich.
Nicht verschweigen wollen wir in diesem Zusammenhang aber auch dies: Es gibt zahllose Hersteller und Importeure, die gern bei uns gelistet wären. Häufig mit unverantwortlichem Billigramsch, der sicherlich hohe Verkaufserlöse erzielen würde, aber für uns niemals zu vertreten wäre.
Bitte mitreden!
Wir halten Qualitätsdebatten dieser Art -nicht nur intern- für sehr wichtig. Und wir möchten unserer Verantwortung als Online-Händler (gerade im unseren Produktsegment der Fahrräder für Kinder) in besonderer Weise gerecht werden. Alle Kunden, Besucher und Leser sind deshalb herzlich dazu eingeladen, mit zu diskutieren. Vielleicht habt ihr den einen oder anderen Vorschlag für uns oder berichtet über eigene Erfahrungen …, wir sind gespannt!
Euer Team vom kinderfahrrad_blog + -laden